Gebet um Schutz, von James Dillet Freeman
James Dillet Fremans “Gebet um Schutz” ist eins der bekanntesten Gebete überhaupt. Es ist fester Bestandteil in vielen Gottesdiensten. Millionen Menschen tragen es auf kleinen Kärtchen in Geldbörsen, Handtaschen, Aktenkoffern und Gesäßtaschen mit sich. Es hat sogar schon eine Reise zum Mond gemacht.
Ich bin James Dillet Freemans Texten zum ersten Mal im Englischunterricht begegnet. Dort haben wir ihn als Lyriker kennengelernt. Viele Menschen wissen nicht, dass Freeman “hauptberuflich” Vorsitzender der Gebetsabteilung der US-amerikanischen Unity-Kirche war.
Anders als im deutschen Christentum sind bei amerikanischen Kirchen Affirmationen wohlbekannt. Man spricht dort auch von “affirmative prayer”, also bejahendem oder bestätigendem Gebet.
Louise Hay, Joseph Murphy, Catherine Ponder, Norman Vincent Peale, Robert Schuller und Erhard F. Freitag sind einige der Autoren, deren Werk auf den Lehren der amerikanischen New Thought Kirchen basiert.
Louise Hay hat ihre Affirmationen “verweltlicht” (also Gott durch Universum ersetzt). Die anderen Autoren sind in Ihren Büchern bei den christlichen Formulierungen geblieben.
In diesem Umfeld ist also das “Gebet um Schutz” entstanden. Und im Umfeld des zweiten Weltkriegs.
Zu Weihnachten 1940 bekam Freeman den Auftrag einen Weihnachtsgottesdienst vorzubereiten.
Es war die Zeit des zweiten Weltkriegs und Freeman schreibt dazu:
“Wir hatten noch nie ein Schutzgebet gebraucht, aber 1940 brauchten wir eines, also schrieb ich eines für diesen Weihnachtsgottesdienst.”
Das war 1940 die erste Version des Schutzgebets – noch ziemlich verschieden von der, die wir heute kennen:
The light of Christ directs me;
The love of Christ enfolds me;
The power of Christ protects me;
The presence of Christ upholds me.
Hier eine Übersetzung, aber ohne den Versrhythmus des Originals (dazu fehlt mir das lyrische Talent).
Das Licht Christi lenkt mich,
die Liebe Christi umhüllt mich,
die Macht Christi schützt mich,
die Gegenwart Christi hält mich aufrecht.
Kurze Zeit später sollte Freeman eine Broschüre zum Schutz in der Zeit des Krieges schreiben, die an religiöse Menschen in aller Welt geschickt werden sollte.
Und auf der Rückseite sollte ein Schutzgebet abgedruckt werden!
Freeman hatte gerade das Gebet für den Weihnachtsgottesdienst geschrieben, er dachte darüber nach, es auch für die Broschüre zu benutzen. Er wollte es aber etwas umformulieren, um es für mehr Menschen “akzeptabel” zu machen.
Freeem schreibt:
“Zuerst nahm ich die Verse aus dem Gedicht. Ich hatte das Gefühl, es würde allgemein besser ankommen, wenn es kein Versreim wäre.
Dann änderte ich Christus zu Gott. Ich hatte ursprünglich Christus genommen, weil es ein Weihnachtsgebet war. Aber ich hatte das Gefühl, wenn wir es in die ganze Welt senden würden, dann wäre Gott vielleicht für viele Menschen zugänglicher.”
So wurde im März 1941 erstmals dieses kleine Gebet veröffentlicht (immer noch nicht ganz die Version, die wir heute kennen):
The light of God surrounds me, The love of God enfolds me, The power of God protects me, The presence of God watches over me.
Das Licht Gottes umgibt mich, die Liebe Gottes umhüllt mich, die Macht Gottes schützt mich, die Gegenwart Gottes wacht über mich.
Zwei Jahre später wurde das Gedicht erneut von Unity veröffentlicht. Bei dieser Version fügte der Autor dann die fünfte Zeile hinzu:
Wherever I am, God is.
Wo immer ich bin, ist Gott.
Damit war dann jenes Affirmations-Gebet mit fünf kurzen und kraftvollen Affirmationen “fertig”, das heute von Millionen Menschen täglich gebetet wird. Das Gebet, das nicht nur um die ganze Welt gereist ist, sondern sogar darüber hinaus.
Vielleicht magst du zu diesen einfachen Affirmationen passende innere Vorstellungen (vom Licht eingehüllt) und Gefühle (von Wärme eingehüllt) entwickeln.
Das Licht Gottes umgibt mich.
Die Liebe Gottes umhüllt mich.
Die Macht Gottes beschützt mich.
Die Gegenwart Gottes wacht über mir.
Wo immer ich bin ist Gott.~James Dillet Freeman~
Zwei Gebete, die bis zum Mond gereist sind
Das “Gebet um Schutz” ist eines von zwei James Freeman-Gedichten, die von Apollo-Astronauten auf den Mond mitgenommen wurden.
- Edwin “Buzz” Aldrin trug bei der ersten bemannten Mondlandung 1969 eine Abschrift des Schutzgebets mit sich.
- 1971 wurde vom Astronauten James B. Irwin beim Flug der Apollo 15 eine Mikrofilmkopie von James Dillet Freemans Gedicht “Ich bin da” auf dem Mond zurückgelassen.
Freeman ist wohl der einzige Autor der Welt, dessen Texte es zweimal bis auf den Mond geschafft haben.
Thank you !!🙏